Starkregen als Gemeinschaftsaufgabe
Bürgerinformationsveranstaltung Weilheim

Bürgermeister Markus Loth (Stadt Weilheim i. OB) begrüßt die anwesenden Bürgerinnen und Bürger in der Hochlandhalle zur Bürgerinformationsveranstaltung
Bürgermeister Markus Loth (Stadt Weilheim i. OB) begrüßt die anwesenden Bürgerinnen und Bürger in der Hochlandhalle zur Bürgerinformationsveranstaltung
Bürgerinfoabend „Starkregen und Hochwasser“ in Weilheim: Wissen teilen, gemeinsam handeln
Am Freitag, den 28. März 2025, veranstaltete die Stadt Weilheim gemeinsam mit der Energiewende Oberland einen Bürgerinfoabend in der Hochlandhalle zum Thema Starkregen und Hochwasserschutz. Rund 150 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung gefolgt – ein starkes Zeichen für das wachsende Interesse an den Folgen des Klimawandels und der gemeinsamen Vorsorge. Bürgermeister Markus Loth begrüßte das Publikum und hob hervor, wie wichtig es sei, sich als Stadt, aber auch als Gesellschaft auf die neuen Herausforderungen einzustellen.
„Starkregenereignisse sind keine Seltenheit mehr, sondern Teil einer neuen klimatischen Realität. Unsere Aufgabe ist es, gemeinsam Vorsorge zu treffen – mit Wissen, Engagement und Solidarität.“
(Markus Loth, Bürgermeister Stadt Weilheim i. OB)
Was ist Starkregen – und wie unterscheidet er sich von Hochwasser?
Den Auftakt der Podiumsdiskussion machte Gerald Müller vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) Weilheim, der anschaulich den Unterschied zwischen Flusshochwasser und Starkregenereignissen erklärte. Während Flusshochwasser (fluviales Hochwasser) durch großflächige Regenfälle entsteht, die Flüsse anschwellen lassen, handelt es sich bei Starkregen (pluviales Hochwasser) um intensive, meist lokal begrenzte Niederschläge. Diese können unabhängig von Gewässern auftreten und zu Sturzfluten und Überflutungen führen – oft ohne Vorwarnzeit.
Zudem wurden die Zuständigkeiten erläutert:
- Der Schutz vor Flusshochwasser liegt im Aufgabenbereich der staatlichen Wasserwirtschaftsverwaltung,
- während der Schutz vor Starkregen und an kleineren Gewässern von den Kommunen übernommen werden muss.
Projekt KARE – Klimaanpassung in der Region Oberland
Dr. Anne von Streit von der Ludwig-Maximilians-Universität München stellte das Projekt KARE vor, in dem Weilheim als Pilotkommune eine aktive Rolle spielt. KARE ist eines von sechs bundesweit geförderten Modellvorhaben zur regionalen Klimaanpassung, unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Ziel des Projekts ist es, wissenschaftliches Wissen zur Klimawirkung und -anpassung mit der kommunalen Praxis zu verknüpfen und konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln.
In einer im Rahmen des Projekts durchgeführten Umfrage stellte sich heraus, dass viele Haushalte drei verbreiteten Irrtümern unterliegen:
- „Mein Haus ist nicht gefährdet.“
- „Im Ernstfall hilft der Staat.“
- „Ich kann sowieso nichts tun.“
Diese Fehleinschätzungen verhindern oft notwendige Vorsorgemaßnahmen. Genau hier setzt KARE an – mit Aufklärung, Beratung und konkreten Tools wie den Sturzflutrisikokarten für Weilheim.
Neue Sturzflutrisikokarten für Weilheim
Dr. Andreas Heckl von der Firma Dr. Blasy – Dr. Øverland Ingenieure GmbH präsentierte die neuen Sturzflutrisikokarten, die im Rahmen von KARE für die Stadt Weilheim erstellt wurden. Sie zeigen detailliert, wo im Stadtgebiet bei Starkregen Wasser in gefährlicher Menge zusammenfließen kann – etwa in Muldenlagen oder durch Hangabflüsse.
Die Karten sind öffentlich auf der Webseite der Stadt abrufbar:
🔗 Starkregenrisikomanagement Weilheim
🔗 Direkter Link zur Karte
Frühwarnung ist entscheidend – Mobile Warnsysteme vorgestellt
Karl Neuner sprang kurzfristig für den erkrankten Helmut Stork vom Landratsamt ein und informierte über das Mobile Warnsystem (MOWAS), das im Katastrophenschutz eine wichtige Rolle spielt.
Er empfahl die Nutzung der Warn-Apps NINA und KATWARN sowie das neue Cell Broadcast-System, das bei Gefahr automatisch eine Warn-SMS an alle Mobiltelefone im betroffenen Gebiet sendet – auch ohne App. Besonders wichtig sei es, auch ältere oder nicht deutschsprachige Mitmenschen im Umfeld rechtzeitig zu informieren.
Gebäude schützen – mit baulichen und energetischen Maßnahmen
Andreas Scharli, Energiemanager bei der Energiewende Oberland, stellte Maßnahmen vor, mit denen Bürger*innen ihre Häuser besser gegen Überflutungen absichern können – z. B. durch Rückstauklappen, druckwasserdichte Kellerfenster oder Geländeanpassungen.
Er betonte, dass Klimaschutz und Klimaanpassung Hand in Hand gehen müssen:
„Wer seine alte Ölheizung ersetzt, schützt nicht nur das Klima – sondern verhindert auch Umweltschäden, wenn bei Starkregen Heizöl austritt.“
Klimawandel verschärft die Starkregen-Gefahr
Der Meteorologe Prof. Dr. Stefan Emeis verdeutlichte in seinem Beitrag den physikalischen Zusammenhang zwischen steigenden Temperaturen und zunehmenden Starkregenereignissen. Die Faustregel lautet:
+1 °C Lufttemperatur = +7 % mehr Wasseraufnahme der Luft.
Das bedeutet: Mehr Energie in der Atmosphäre – mehr Extremwetter. Besonders problematisch: Nach langen Trockenphasen ist der Boden oft so ausgetrocknet, dass er kaum noch Wasser aufnehmen kann – das führt zu noch schnelleren Überflutungen.
Förderung und Aufklärung – Angebote der Stadt Weilheim
Zum Abschluss der Diskussionsrunde stellte Angelika Baur, Klimaschutzmanagerin der Stadt, das städtische Förderprogramm zur Entsiegelung von Grundstücken vor. Begrünte Flächen können Wasser besser aufnehmen und helfen dabei, Überflutungen zu vermeiden. Sie rief die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich umfassend zu informieren – z. B. mit dem Starkregen-Flyer von KARE, der im Rathaus ausliegt und auf der Website der Stadt verfügbar ist.
Fazit: Klimaanpassung ist eine Gemeinschaftsaufgabe
Mit einem eindringlichen Appell schloss Moderator Stefan Drexlmeier (Energiewende Oberland) die Veranstaltung:
„Klimaschutz beginnt vor der eigenen Haustür – und Starkregenvorsorge endet nicht an der Grundstücksgrenze. Nur gemeinsam können wir uns als Gesellschaft wetterfest aufstellen und Verantwortung übernehmen – für heute und für kommende Generationen.“
Nach der Podiumsdiskussion nutzten viele Besucherinnen die Möglichkeit zum persönlichen Austausch an Thementischen mit Expertinnen aus Verwaltung, Forschung und Versicherungswirtschaft.
📌 Weitere Informationen, Förderangebote und Materialien zum Starkregenrisikomanagement finden Sie unter:
👉 www.weilheim.de/klimaanpassung