Einstieg in die Anpassung an den Klimawandel

neues Kommunen-Netzwerk startet Zusammenarbeit in Polling

Mitglieder im Anpassungs-Netzwerk sind Kommunen aus dem ganzen Oberland mit unterschiedlichen Größen, Voraussetzungen und Erfahrungen

Mitglieder im Anpassungs-Netzwerk sind Kommunen aus dem ganzen Oberland mit unterschiedlichen Größen, Voraussetzungen und Erfahrungen

Das neu gegründete Kommunen-Netzwerk im Oberland unterstützt sieben Kommunen dabei, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Am Mittwoch, den 11. Dezember startete das Netzwerk in Polling mit der inhaltlichen Arbeit – den Grundlagen zur Anpassung an den Klimawandel, Klimainformationen fürs Oberland sowie hilfreichen Werkzeugen vom Landesamt für Umwelt. Maßnahmen, die die Gemeinde Polling bereits gegen Starkregen umgesetzt hat, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der abschließenden Exkursion besichtigen. Das Netzwerk ist Teil des BMBF-geförderten Projektes KARE – Klimawandelanpassung auf regionaler Ebene.

„Stellen Sie sich vor, es ist ein Sommermorgen in einer kleinen Gemeinde im Oberland. Alles scheint friedlich – doch im Hintergrund braut sich ein Unwetter zusammen. Ein plötzlicher, heftiger Regenschauer verwandelt Straßen in Bäche, Keller laufen voll und die Feuerwehr ist im Dauereinsatz. Die Gemeinschaft ist gut organisiert, doch die Schäden sind erheblich. Am Abend stellt sich die Frage: Hätten wir das verhindern können?“ Genau darum geht es im Kommunennetzwerk des Anpassungsprojektes KARE, wie Elisabeth Freundl (Energiewende Oberland) bei der Begrüßung vorstellte: Gemeinden in der Region widerstandsfähiger gegen Starkregen und Hitze zu machen und Ressourcen effizient zu nutzen.

Mit welchen Schritten die Kommunen in die Anpassung an den Klimawandel einsteigen können, vermittelte Anne von Streit von der LMU München. Angefangen damit, Risiken in der eigenen Kommune festzustellen – z.B. zu beachten, wo Einrichtungen für Kinder oder ältere Menschen besonders durch Überschwemmungen oder Hitze gefährdet sind – und Anpassungsziele zu entwickeln, wie z.B. eine funktionsfähige Infrastruktur auch bei Extremwetter. Aber auch Schwerpunkte und Maßnahmen festzulegen nach dem Motto „wo fängt man an“ bis zur Verankerung von Anpassung in der Organisation der Kommune gehören laut von Streit dazu.

Welche Instrumente das Klima-Zentrum KLiZ am Landesamt für Umwelt für Kommunen bietet, berichtete dessen Leiter Holger Komischke. Neben Broschüren, die Bayerns Klima im Wandel für  Fachleute aber auch für Bürginnen und Bürger darstellen, stellte Komischke die Plattform BayKIS vor – eine Internetseite, mit der die Kommunen auf Landkreisebene Klimatrends für Vergangenheit und Zukunft einsehen können. Um konkrete Maßnahmen umzusetzen, versorgt der KIT Campus-Alpin die Kommunen im Oberland mit hochaufgelösten Karten. Wie Gamze Koc vom KIT berichtete, sind mit deren Hilfe zum Beispiel hydraulische Modellierungen möglich, auf deren Grundlage bauliche Maßnahmen umgesetzt werden können.

Inspiration für eigene Anpassungsmaßnahmen erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Netzwerktreffens abschließend vor Ort in Polling. 2016 war die Gemeinde nach mehrstündigem Starkregen großflächig überflutet, mit über 40 beschädigten Gebäuden und Schäden im mittleren siebenstelligen Bereich. Inzwischen verfügt Polling über ein Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzept am Tiefenbach. Umliegende Gräben des Baches werden regelmäßig gesäubert, um dessen Durchfluss zu erhöhen. Und ein Frühwarnsystem mit Pegelmessungen kann Schütze rechtzeitig zum Durchfließen öffnen bzw. zur Umleitung auf neu eingerichtete Rückhalteflächen schließen. Ein  eindrückliches Beispiel für die Netzwerk-Mitglieder, die ihre Kommunen widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels machen wollen.

Das Projekt KARE – Klimawandelanpassung auf regionaler Ebene untersucht, wie sich Klimaänderungen lokal auswirken und welche Folgen für die Kommunen des Bayerischen Oberlandes insbesondere im Hinblick auf Starkregenereignisse, Hitze und Trockenheit damit verbunden sind. Ziel des Projektes ist es, die Städte und Gemeinden des Oberlandes für die Folgen des Klimawandels zu sensibilisieren und gemeinsam mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft praxisrelevante Instrumente für die kommunale Klimaanpassung zu entwickeln und zu testen. Wissenschaft und Praxis arbeiten bei KARE eng zusammen. Wissenschaftliche Gesamtleitung: Ludwig-Maximilians-Universität, Department für Geographie, München, Co-Leitung Praxis: Energiewende Oberland, Bürgerstiftung für Erneuerbare Energien und Energieeinsparung, Penzberg. Weitere Projektpartner: Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Meteorologie und Klimaforschung - Department für Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU); ifo Institut – Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V., Zentrum für Energie, Klima und Ressourcen. Assoziierter Projektpartner: Dr. Blasy - Dr. Øverland Ingenieure GmbH.

Bilder

  • Elisabeth Freundl (Energiewende Oberland) begrüßt das Netzwerk
  • Bürgermeister Martin Pape (Gemeinde Polling) begrüßt die Teilnehmenden Kommunen
  • Dr. Anne von Streit (LMU München) bei Ihrem Vortrag zur Einführung in die Klimaanpassung
  • Holger Komischke (LfU) während seines Vortrags
  • Holger Komische in Diskussionen mit Teilnehmerinnen während der Pause
  • Dr. Gamze Koç (KIT-Campus Alpin) bei Ihrem Vortrag
  • Holger Komischke in Dikussion mit Bürgermeister Frank Bauer (Gemeinde Großweil)
  • Holger Komischke in Dikussion mit Bürgermeister Frank Bauer (Gemeinde Großweil)
  • Bürgermeister Hans Lang (Gemeinde Iffeldorf) während der Diskussionsrunde
  • Veronika Schellhorn (Klimaschutzmanagerin Landkreis Weilheim-Schongau) bei der Diskussionsrunde
  • Petra Sperl (Gemeinde Hausham) während der Diskussionsrunde
  • Gruppenfoto mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern
  • Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Exkursion durch Polling
  • Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Exkursion durch Polling
  • Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Exkursion durch Polling
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